Archäologie der Akustik in antiken Räumen: Öffentliche Reden in Rom
Antike Platzanlagen in den griechischen und römischen Städten bildeten ein wichtiges Zentrum der öffentlichen und politischen Kommunikation. Sie waren oftmals der Ort der großen Volksansprachen, in denen sich die Politiker bzw. Herrscher an die Bürger wendeten. Aber auch Gerichtsverhandlungen konnten hier stattfinden, die eine große Aufmerksamkeit seitens der bürgerlichen Öffentlichkeit fanden. Doch wie gut gelangen diese Formen der öffentlichen Kommunikation vor einem großen Publikum? Wie gut waren die Reden verstehbar, wie viele Bürger konnten den Ansprachen gut oder zumindest ausreichend folgen? Wo lagen Grenzen für eine funktionierende Kommunikation, wie leicht konnten die Auftritte durch Störaktionen behindert werden? Und wie reagierte man auf die Herausforderungen? Inwieweit bemühte man sich etwa, durch die Wahl des Ortes und seine architektonische Ausgestaltung sowie durch die Konzeption der Rede eine möglichst große Anzahl von Bürgern erreichen zu können?
Diesen Fragen geht unser Forschungsprojekt zur Archäologie der Akustik in urbanen Räumen nach. Am Beispiel des Forum Romanum in Rom wird versucht, die Rahmenbedingungen akustischer und visueller Kommunikation erforschen. Erste Testforschungen konzentrierten sich zunächst auf die verschiedenen Stätten der Volksansprachen, künftig sollen auch die Ansprachen im Senat sowie bei den Gerichtsverhandlungen untersucht werden. Neben der Recherche anhand der literarischen und archäologischen Quellen stehen dabei digitale Rekonstruktionen der antiken Räume und virtuelle Simulationen der Akustik und gestisch/mimischen Kommunikation im Zentrum des Projektes. Einblicke in die jeweiligen Möglichkeiten, aber auch Grenzen der Kommunikation sollen dabei wichtigen Aufschluss geben, um die funktionalen Rahmenbedingen dieser Handlungen und ihre pragmatischen Ansprüche an die materielle & räumliche Gestaltung der Ansprache-Orte sowie rhetorischen Konzepte der Reden besser rekonstruieren zu können. Hieraus eröffnen sich weiterführende Erkenntnisse zur Ausgestaltung und Veränderung der Plätze – und zur Wahrnehmung und Nutzung dieser Plätze.
- Susanne Muth - Ulrike Wulf-Rheidt, Architektur – Beeindrucken durch Wort und Bau. In: Spektrum Spezial: Archäologie – Geschichte – Kultur: Das Wissen der Antike, Heft 4, 2017, 22-27
- Susanne Muth, Das Forum Romanum – Roms antikes Zentrum neu verstehen. In: Antike Welt 2015, Heft 6, 34-40
- Jessica Bartz - Erika Holter - Susanne Muth, Digitales Forum Romanum – Chancen und Grenzen virtueller Rekonstruktion und Simulation. In: K.B. Zimmer (Hrsg.), Von der Reproduktion zur Rekonstruktion – Umgang mit Antike(n) II (2016) 193-208
- Susanne Muth - Holger Schulze, Wissensformen des Raums. Die schmutzigen Details des Forum Romanum – Archäologie & Sound Studies im Dialog. In: CZ #55, 10.3.2014, 7-11
- Susanne Muth, Historische Dimensionen des gebauten Raumes: Das Forum Romanum als Fallbeispiel. In: Ortwin Dally – Tonio Hölscher – Susanne Muth – Rolf Schneider (Hrsg.), Medien der Geschichte: Antikes Griechenland und Rom (2014) 285-329