Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Winckelmann-Institut

Pompeji Reset: Digitale Dokumentation und Rekonstruktion der verlorenen Stadt (Prof. Dr. Susanne Muth)

Pompeji, Insula dei Casti Amanti, Casa dei Pittori al Lavoro amb. 18 & Casa del Primo & Secondo Cenacolo Colonnato - Digitale Dokumentation: LiDAR-Scan und Structure from Motion, (c) Pompeji Reset, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Archäologie

Die jüngsten Entwicklungen in den Technologien digitaler Dokumentation sowie virtueller Rekonstruktion eröffnen auch für die archäologische Wissenschaft ganz neue Möglichkeiten in den zentralen Feldern von Forschung, Denkmalschutz und Wissensvermittlung. Diese Chancen will unser Projekt gezielt aufgreifen, um einen neuen Zugang zu den Befunden des verlorenen Pompejis zu erproben.

So einzigartig die Überlieferung der antiken Stadt auch ist, so sehr erschweren doch immer wieder Lücken in den überlieferten Baustrukturen (insbesondere der aufgehenden Architektur) unser historisches Verständnis vom Leben im antiken Pompeji. Vor allem im Verlust ganzer Obergeschosse der Wohnviertel (Insulae) definiert sich das ‚verlorene Pompeji‘.

Diesem verlorenen Pompeji widmet sich ein gemeinsames Projekt zwischen dem Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Parco Archeologico di Pompeji: Basierend auf detailgetreuen digitalen Scans der erhaltenen architektonischen Befunde soll das, was verloren ist, unter wissenschaftlich-sorgfältiger Analyse wieder digital rekonstruiert und somit der Architekturkomplex als Ganzes virtuell wieder erfahrbar sowie als antiker Lebensraum erlebbar gemacht werden.

Der Gewinn dieses kombinierten Dokumentations- und Digitalisierungsprojektes liegt auf zugleich verschiedenen Ebene: der 3D-Scan der Befunde dient der Digitalisierung und Dokumentation des Kulturguts von Pompeji; die 3D-Rekonstruktion der Architektur als Ganzes schafft die Grundlage für die weiterführende Analyse und wissenschaftliche Interpretation der Baubefunde als Lebensraum; das fertige 3D-Modell (in dem Erhaltenes und Rekonstruiertes immer transparent abfragbar sind) ermöglicht eine neue Wissensvermittlung sowohl im Horizont der wissenschaftlichen Community als auch in dem der interessierten Öffentlichkeit (und insbesondere der Besucher des Parco Archeologico di Pompei).

 

Bericht über die Vor-Kampagne September 2024

Im September 2024 haben wir zunächst eine ersten Testphase gestartet, um die Methoden der digitalen Dokumentation sowie darauf aufbauend die Möglichkeiten der digitalen Rekonstruktion zu erproben. Als Fallbeispiele dienten 2 Insulae: die Insula del Citarista (wobei hier der Fokus zunächst auf der namengebenden Casa del Citarista lag) sowie die Insula dei Casti Amanti (hier standen die Casa del Primo & Secondo Cenacolo Colonnato und Casa dei Pittori al Lavoro im Zentrum).

Für die Dokumentation der Hausstrukturen kamen verschiedene Methoden zum Einsatz: Laserscan (LiDAR-Scan), Structure from Motion und Streifenlichtscan. Auf der Grundlage dieser so gewonnenen Daten konnten dann 3D-Modelle der erhaltenen Strukturen erstellt werden, auf deren Basis dann begonnen werden konnte, die verlorene Architektur im digitalen Modell wieder zu rekonstruieren. Für die Rekonstruktion der verlorenen Architektur werden alle Informationen der früheren Grabungen und Publikationen herangezogen; besonders die Angleichung der alten Grabungsfotos mit dem digitalen Modell des Scans erweisen sich dabei als wertvolle Methode.

Die Arbeiten der Finalisierung der 3D-Modelle des Erhaltenen sowie die Erstellung der Rekonstruktion sind noch ‚in lavoro‘. Die Bilder konzentrieren sich hier auf unsere Arbeiten rund um die Casa del Primo & Secondo Cenacolo Colonnato und die Casa die Pittori als Lavoro, Raum 18.

 

 

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Informationen: Prof. Dr. Susanne Muth

Laufzeit: seit 2025/2

Förderung: Erasmus+

Kooperation: Dr. Gabriel Zuchtriegel, Parco archeologico di Pompei;
Prof. Dr. Marco Galli, Dipartimento Scienza dell` Antichitá der Sapienza Università di Roma

Leitung: Prof. Dr. Susanne Muth

3D-Rekonstruktion / virtuelle Simulation: Dirk Mariaschk

Team: Susanne Muth, Dirk Mariaschk, Hannah Vogler, Finn Bethe, Igor Josifovic-Kemper, Elis Ruhemann, Antoine Thomas

 

© zu allen Bildern:
Modelle: Projekt Pompeji Reset, Humboldt-Universität zu Berlin, Susanne Muth, Dirk Mariaschk;
Fotos: Susanne Muth