Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Winckelmann-Institut

Dr. Grigoropoulos - Projekte

Kalapodi in Phokis: Keramik, Vernetzungen und Rangstellung eines regionalen Kultzentrums im kaiserzeitlichen Griechenland

 

Das Heiligtum in der Nähe vom heutigen Ort Kalapodi in der antiken Region Phokis stellt eines der bisher am besten systematisch erforschten Heilgtümer des antiken Griechenlands dar. Die Ergebnisse der seit 1972 unternommenen archäologischen Feldforschungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Athen, zeigen, dass Kalapodi von der späten Bronzezeit bis zur archaischen Zeit hinein ein Kultzentrum von überregionaler Bedeutung war und wahrscheinlich mit dem in der antiken literarischen Überlieferung erwähnten Orakel von Apollo von Abai zu identifizieren ist. Bisher haben sich die Forschungen größtenteils auf die frühen Phasen des Heiligtums konzentriert. Allerdings sprechen sowohl die Baurreste eines monumentalen Tempels in opus caementicium als auch die umfangreichen Befunde hellenistischer, römischer und spätantiker Zeit dafür, dass das Heiligtum eine besonders erreignisvolle Geschichte auch in späteren Zeiten hatte.

Im Rahmen der Erforschung dieser Phasen bleibt die Untersuchung der relevanten Fundkeramik ein wichtiges Forschungsdesiderat. Das durch die Alexander-von-Humboldt-Stiftung geförderte Projekt widmet sich der Fundkeramik römischer und spätantiker Zeit (ca. spätes 1. Jh. v.Chr. bis 7. Jh. n.Chr.) und hat ein zweifaches Ziel: Zum einen gilt es mittels der systematischen Fundauswertung konkrete Erkentnisse über die Nutzung und Entwicklung des Heiligtumsareals in der römischen Kaiserzeit und während der Spätantike zu gewinnen. Zum anderen soll ein Vergleich mit Daten aus Fundorten gleicher Zeitstellung in der Umgebung des Heiligtums sowie aus anderen griechischen Heiligtümern dabei helfen, die Rangstellung Kalapodis zu jener Zeit zu klären und dessen Positionierung innerhalb der regionalen Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen der Zeit zu eruieren.

 

Die kaiserzeitliche Keramik aus dem Heiligtum von Apollon und Herakles in Halasarna auf Kos

Dieses in der Abschlußphase befindliche Projekt hat zum Ziel die Publikation der Fundkeramik aus den langjährigen Grabungen der Universität Athen (1985-2013) im Heiligtum von Apollon und Herakles im antiken Halasarna (mod. Kardamena) auf der Insel Kos. In der Antike galt das Heiligtum als zweit bedeutendste nach dem Asklepieion auf der Insel und erlebte während dem Hellenismus und von der römischen Kaiserzeit bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n.Chr. eine Blüte. Seit dem 5. Jahrhundert n.Chr. entwickelte sich über dem Heiligtumareal eine spätantike Siedlung, die sich bis in die frühbyzantinische Zeit hinein Die Studie fand im Rahmen des durch das Griechische Bildungsministerium und der EU finanzierten Exzellenz-Initiative THALES statt und umfasste auch archäometrische Untersuchungen (NAA, Petrographie und Röntgenfluoreszenzanalyse) zur Bestimmung der lokal produzierten Keramik. Die geplanten Publikationen stellen die erste systematische Materialvorlage kaiserzeitlicher Keramik aus der Dodekanes überhaupt dar und werden somit zum Standardwerk für künftige Forschungen auf der Insel Kos. Besonders hervorzuheben sind die im Rahmen dieser Studie gewonnenen Erkentnisse zur lokalen Amphorenproduktion der römischen Kaiserzeit, für die publizierte Daten aus Kos bisher fehlten und die einen wichtigen Beitrag zur Identifizierung koischer Amphorenexporte an Fundorten im Osten und Westen des Imperiums leisten werden.

 

Weitere Infos: http://en.arch.uoa.gr/research-congresses/programmes/halasarna-kos.html

 

Die Agora von Caesar und Augustus in Athen: Die Keramik aus den baudatierenden Horizonten als Spiegel der Wirtschaftsgeschichte der Stadt am Beginn der Kaiserzeit

 

Dieses Projekt, das in Kooperation mit der Ephorie von Altertümern der Stadt Athen durchgeführt wird, setzt sich mit der Bearbeitung und Auswertung der Keramikfunde aus einer bisher unpublizierten Notgrabung, die 2000 und 2001 im Bereich der sog. römischen Agora von Athen, auseinander. Es handelt sich um Material, das aus den Planierungen und Zuschüttungen im Zuge der mächtigen Fundamentierungsarbeiten für die Agora unter dem nördlichen Peribolos des Komplexes stammt. Da die Datierung der Errichtung dieses für die Archäologie Athens im ersten Jahrhundert v. Chr. sehr wichtigen monumentalen Baukomplexes in der Forschung immernoch umstritten bleibt und bisher nur auf epigraphisch-historischen und baustylistischen Kriterien beruht, soll die Studie zum ersten Mal Keramikfunde aus baudatierenden Horizonten vorlegen und somit die Frage ins neue Licht rücken. Das Keramikspektrum umfasst eine große Anzahl an importierter Feinkeramik und Amphoren, Lampen und Kochgeschirr, darunter auch viele gut erhaltene bzw. restaurierbare Gefässformen, was für die Aussagekräftigkeit des Fundensembles besonders wichtig ist. Darüberhinaus bietet die Auswertung der Funde die Chance, die Beschaffung der Stadt mit Keramik und in Amphoren transportierten Agrarprodukten an einem Wendepunkt der Geschichte Athens zu untersuchen.