Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Archäologie

Bericht zur Kampagne 2013



An der ersten Kampagne vom 20. Juli bis 18. August 2013 nahmen insgesamt 50 Studierende und 17 DozentInnen der acht deutschen, rumänischen und ungarischen Hochschulen teil. Die Aktivitäten, die in Prospektion, Grabung, Bauaufnahme und Restaurierung untergliedert waren, fanden in Călugăreni/Mikháza und Sărăţeni/Sóvárad, zwei Kastellstandorten am Fuße der Ostkarpaten, sowie an einigen Wachtürmen des Limesabschnitts statt.

 

Prospektion

Die geophysikalischen Messungen in Călugăreni/Mikháza konnten wesentliche Siedlungs- und Bebauungsstrukturen klären. Im Inneren des ca. 150 x 150 m großen Kastells, das mit einer dreifachen Wall- und Grabenanlage umgeben war, sind die Lage und Grundrisse verschiedener Gebäude (Principia, Praetorium, Horreum, Barracken) identifizierbar. Westlich des Kastells lag der vicus. Die dicht parallel stehenden Häuser, offensichtlich Streifenhäuser, orientierten sich auf eine Hauptstraße hin, die von Westen, vom Landesinneren her, in Richtung Kastell lief und an der nördlichen Umwehrung des Kastells entlangzog. Eine kleine Nebenstraße kreuzte an der Nordwestecke des Kastells die Hauptstraße und führte nach Norden in Richtung des Baches Niraj. Unweit der Nebenstraße und des Baches weisen starke Anomalien auf eine massive Gebäudestruktur hin.

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Archäologische und geophysikalische Prospektionen wurden an Wachtürmen bei Tompa, Ibăneşti/Libánfalva, Inlaceni und Săcădat/Szakadát durchgeführt und die Anlagen vermessen. Neben Keramik kamen bei den Begehungen in Săcădat und Tompa eine bronzene Ankerfibel mit Silberauflage und ein Gemmenring mit Darstellung eines Satyrn zum Vorschein. Die topographische Vermessung der Fundplätze ist Grundlage virtueller Rekonstruktionen.

 

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Grabungen

In Călugăreni/Mikháza wurden drei Schnitte auf Grundlage der Geoprospektionsergebnisse geöffnet: Areal A im Kastellinneren konzentriert sich auf die Untersuchung der Principia, von denen Erhaltungszustand, Grundriss, Bauphasen und Datierung geklärt werden sollen. Als langfristiges Ziel möchten die Gemeinde und das Mureş County Museum das Gebäude konservieren und der Öffentlichkeit präsentieren.

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In dieser Kampagne wurden drei rückwärtige Räume sowie ein Teil der vorgelagerten Basilika in ihren jüngsten Phase freigelegt. Der größte Raum war durch einen festen Mörtelboden und eine innen apsidal gestaltete Rückwand besser ausgestattet als die beiden Nachbarräume. Hier dürfte das Fahnenheiligtum gelegen haben. 

 

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Im Bereich der Basilika haben sich Brandschichten mit zahlreichen Funden erhalten. Dazu gehören z.B. Teile von Schuppenpanzern, einer Waage und eine eiserne Lampe.

 

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In Areal B soll untersucht werden, ob es sich bei dem massiven Gebäude um eine Badeanlage handelt, wofür vor Grabungsbeginn Oberflächenfunde (z.B. Fragmente von Hypokaustziegeln) sprachen. Dies konnte verifiziert werden: In der Sondage traten zahlreiche Hypokaustpfeiler zutage, und einige tegulae mammatae fanden sich im Ziegelmaterial.

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Eine weitere Sondage, Areal C, wurde unweit der Kreuzung von Haupt- und Nebenstraße angelegt. Hier scheint ein größeres Gebäude gestanden zu haben, dessen Charakter in der Geoprospektion nicht zu klären war. Bisher wurde eine mit Kieselsteinen gefestigte Oberfläche aufgedeckt, die vermutlich zur Pflasterung der Nebenstraße gehörte. Nicht nur aufgrund der Lage, sondern auch wegen zahlreicher, z.T. qualitätvoller Funde, wie Terra Sigillata-Scherben, Fragmente von Glasgefäßen und -Fenstern, eine Bernstein-Ringeinlage, ein Glasring, Terrakotta-Bruchstücke usw. scheint es sich um ein bedeutendes Areal innerhalb des vicus von Călugăreni zu handeln. 

 

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Bauaufnahme

In Călugăreni und Sărăţeni konzentrieren sich die Bauforscher zunächst auf die erstmalige Bauaufnahme denkmalgeschützter Gebäude; später sollen Aufnahmen der archäologischen Strukturen folgen. Für eine Neu-Nutzung und touristischen Aufwertung der Gebäude wurden ebenso Vorschläge erarbeitet, wie für eine Präsentation der archäologischen Fundstellen. Sie wurden bei einem Studentenwettbewerb in Budapest im November 2013 vorgestellt; ab März 2014 zeigt das Mureş County Museum die Entwürfe dem Publikum (hier findet sich der Ausstellungskatalog).

 

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Fundaufnahme und Restaurierung

In der Fundaufnahme, die wir im Kulturhaus von Călugăreni/Mikháza eingerichtet haben, wurden Scherben gewaschen, sämtliche Fundkomplexe inventarisiert und die wichtigste Keramik gezeichnet. Alle Kleinfunde wurden gesäubert, konservatorisch behandelt und in der Projekt-Datenbank erfasst.

 

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Römerfest

Am 3. August veranstaltete das Mureş County Museum erstmals ein Römerfest im Kreis Mureş, an dem wir maßgeblich beteiligt waren und unsere Arbeiten der Öffentlichkeit vorstellten. Die Studierenden konnten an verschiedenen Ständen römisches Alltagsleben, antike Handwerkstechniken oder aber die antike Küche erläutern.

 

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Die Kampagne 2013 wurde durch Abendvorträge, Wochenendexkursion nach Tîrgu Mureş, Sighişoara/Schäßburg, Cluj-Napoca und eine Übernachtung im Nomadencamp von Cȃmpu Cetăţii/Vármező abgerundet.