Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Winckelmann-Institut

Der minoisch-mykenische Saal (Raum 3098)

 

Zu den umfangreichen Sammlungen des Instituts, für die der Architekt Ludwig Hoffmann 1913 in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Institutsdirektor Georg Loeschcke das 2. Obergeschoß des 'neuen' Westflügels der Universität geplant hatte, gehörte als Bindeglied zwischen den Originalsammlungen und der Gipsabgußsammlung der Minoisch-Mykenische Saal im Kopfbau, über der Bibliothek. Seit der Eröffnung der Sammlungen 1921 durch Ferdinand Noack konnte der Besucher diese den in Berlin nur hier zu besichtigenden Zeugnissen der Minoisch-Mykenischen Kultur gewidmete Ausstellung vom Treppenhaus her über den Archaischen Saal betreten, indem er durch das Löwentor von Mykene (im Maßstab 1:1) schritt. Der Raum selbst wurde von den Wandgemälden beherrscht, die entsprechend ihrer ursprünglichen Anbringung über einer durch einen gemalten Holzbalken begrenzten Sockelzone in die Wand eingelassen waren. Um den Effekt zu erhöhen, wurde die Südwand zusätzlich zu dem Greifenfresko des Thronsaals im Palast von Knossos noch mit Abgüssen von Thron und Bänken versehen, so daß ein ähnlicher Effekt erreicht wurde wie später mit dem als assyrischem Thronraum gestalteten Ausstellungssaal im Pergamonmuseum. Der Besucher sollte ganz gezielt in das Ambiente minoisch-mykenischer Raumausstattung versetzt werden, ohne daß dabei der Ausstellungscharakter, zu dem der Sarkophag von Hagia Triada und die in Vitrinen aufgestellten Gilliéronschen Galvanoplastiken und Gipse gehörten, zu kurz gekommen wäre.

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Diese in Deutschland einmalige Ausstellung wurde 1943/44 in den Keller verlagert, wobei die festen Einbauten, wie Thron und Löwentor, an Ort und Stelle verbleiben mußten. Der im Krieg teilweise beschädigte Saal konnte 1946/47 vom damaligen Assistenten Ulrich Hausmann provisorisch wieder eingerichtet werden. Erst 1956 wurde der Raum für die Bibliothek des Slawistischen Instituts requiriert, die festen Einbauten, wie der Thron, zerstört, die darin ausgestellten Gegenstände notdürftig in den darunterliegenden Institutsräumen untergebracht.

 

1994/95 konnte dann die Ausstellung "Gilliérons Minoisch-Mykenische Welt" in Berlin, Bonn und Ankershagen einen Teil der damals gerade restaurierten Gegenstände zeigen. 1998 erfolgte die Rückgabe des Saals, der zusammen mit den Räumen im Kopfbau 2000 - 2001 renoviert werden konnte. Gleichzeitig wurde zum ersten Mal die gesamte erhaltene Ausstattung im Rahmen der Ausstellung 'Theatrum naturae et artis' im Berliner Gropius-Bau vorgestellt. Seit dem 15. 9. 2001 ist der Minoisch-Mykenische Saal mit seiner alten, immer noch mustergültigen Ausstellungskonzeption wiedereröffnet; Details wie die Gestaltung des Sockels und die Gruppierung der Objekte wurden neueren Forschungsergebnissen angepaßt. Maske.jpg

 

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