Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Winckelmann-Institut

Pietragalla Project

Archäologische Erforschung einer Höhensiedlung

im süditalischen Binnenland Logo Pietragalla Project

   

 

 

 

Das Pietragalla Project ist eine deutsch-französische Forschungskooperation zwischen dem Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität Berlin (Agnes Henning) und dem Institut d'Art et d'Archéologie der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne (Vincenzo Capozzoli, Alain Duplouy). Am Beispiel der Höhensiedlung auf dem Monte Torretta di Pietragalla, etwa 25 km nördlich von Potenza gelegen in der heutigen Basilikata, untersucht das Projekt die Struktur und Geschichte eines Siedlungsplatzes im Bergland Süditaliens im Verlauf des 1. Jahrtausends v. Chr.

Der antike Ort liegt an einem Kreuzungspunkt verschiedener überregionaler Routen, die das Binnenland mit den verschiedenen Küsten Italiens verbanden. Dementsprechend vielfältig sind die Einflüsse auf die materielle Kultur dieses Fundplatzes, die von Etrurien über Daunien bis zu den griechischen Poleis an der Ionischen Küste reichen. Gleichzeitig weist die Siedlung typische Merkmale der Höhensiedlungen in dieser Region auf. Die Frequentation des Ortes reicht etwa vom 8. Jh. bis in das 2. Jh. v. Chr. Während in archaischer Zeit vermutlich kleinere Siedlungseinheiten nebeneinander bestanden, veränderte sich die Struktur in der Zeit des 4. und 3. Jhs. v. Chr. entscheidend: Eine imposante Wehrmauer konzentrierte und definierte das Siedlungsareal ganz neu. Ein äußerer Mauerring umgab fortan das Siedlungsareal, wobei eine weitere, innere Mauer zusätzlich den höchsten Teil des Berges, die Akropolis, befestigte.

Plan der Siedlung       Die Akropolismauer

Plan der Siedlung                                                                       Die Akropolismauer

Heute kennen wir vor allem die Wehrmauern, die momentan die einzigen bekannten Überreste monumentaler Architektur auf dem Monte Torretta darstellen. Sie wurden in den 1950er bis 1990er Jahren freigelegt und stehen derzeit auch im Fokus des Pietragalla Project. Die Dokumentation und Analyse der beiden Mauergürtel hat zahlreiche neue Erkenntnisse zur weit verbreiteten Fortifikationsarchitektur der Region erbracht.

Das Projekt sieht sich als Lehrprojekt. Jedes Jahr arbeiten mehrere Studierende beider Universitäten in einem internationalen Team in Pietragalla zusammen und werden in den verschiedenen Feldforschungsmethoden geschult. Der Fundplatz bedarf aufgrund seiner geomorphologischen Voraussetzungen einer eigenen Methodik, die sich aus der Survey- und Grabungsarchäologie, der Fundbearbeitung sowie der Vermessungskunde zusammensetzt.

Grabung   Befundokumentation   Scherbenwaschen

Grabung                                                          Befunddokumentation                               Scherbenwaschen

Das Pietragalla Project kann auf die Kooperation mit weiteren Forschungseinrichtungen zählen: Dazu gehören der Fachbereich III – Bauingenieur und Geoinformationswesen – der Beuth Hochschule für Technik Berlin sowie weitere Institutionen in der Basilikata, zu denen neben der Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio della Basilicata, dem Polo Museale della Basilicata und dem Museo Provinciale Potenza auch der Consiligio Nazionale delle Ricerche, die Scuola di Scienze Agrarie, Forestali, Alimentari e Ambientali der Università degli Studi della Basilicta und die Firma effenove für 3D-Visualisierung gehören. Weitere Unterstützung erhält das Projekt durch die Comune von Pietragalla.

Die Forschungen im Pietragalla Project verfolgen den Anspruch einer nachhaltigen Archäologie. Dabei werden Konzepte entwickelt, die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie die lokale Bevölkerung und Institutionen aktiv in die Arbeiten einzubinden.

Fundbearbeitung            Gruppenfoto 2019   

Fundbearbeitung                                                     Gruppenfoto 2019                                          

 

Mehr zum Projekt:https://pietragallaproject.eu/

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Leitung:

HU: Agnes Henning

Paris1: Vincenzo Capozzoli, Alain Duplouy

 

Fundbearbeitung:

Lucia Lecce (HU)

 

Studentische Teilnehmer*innen des Winckelmann-Instituts:

David Andreas (2018-2019), Gwenda Eckert (2022-2023), Michelle Grau (2019-2020), Yuri Gröne (2022), Isabel Heydorn (2022), Felicia Kant (2017, 2020, 2022-2023), Mia Molitor (2019-2021), Hannah Rathschlag (2020-2021), Tobias Reimann (2017), Patrick Rieger (2018), Jana Schander (2021), Jessica Schneeweis (2019), Gregor Schuster (2017-2019), Mariana Silva Porto (2022), Rolf Sporleder (2017), Mia Theobald (2018), Livia Ulwer (2020-2021), Hannah Vogler (2017-2023), Maximilian Voit (2022-2023).

 

Vermessung:

Alexander Hoer (Freie Universität, Universität Zürich)
Nicole Spiske-Salamanek (Beuth Hochschule)

 

Finanzierung:

International Office der HU Berlin, Erasmus +, Comune di Pietragalla, Regione Basilicata

 

Laufzeit: seit 2017

 

Publikationen und Qualifizierungsarbeiten:

Capozzoli, V., Bruscella, A., Ritorno a Monte Torretta di Pietragalla: dalle riscoperte del Museo Provinciale di Potenza ai nuovi dati dell’archeologia preventiva, in: Cazanove, O., Duplouy, A. (Hrsg.), La Lucanie entre deux mers. Archéologie et patrimoine (Neapel/Rom 2019) 297-309.

L. Capozzoli, V. Capozzoli, G. De Martino, A. Duplouy, A. Henning, E. Rizzo, The pre-Roman hilltop settlement of Monte Torretta di Pietragalla: preliminary results of the geophysical survey, in: Archaeological Prospection 2020.

Henning, A., Due siti fortificati in Lucania. La campagna di ricognizione 2011 a Monte Croccia e Monte Torretta, Siris 46511 (2012), 79-100.

Henning, A., Urbanizzazione indigena. Die Neugestaltung der Siedlungsorganisation des 4. und 3. Jhs. v. Chr. im Binnenland Süditaliens, in A. Busch, J. Griesbach & J. Lipps (eds.), Urbane Qualitäten. Die antike Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung. (München 2017) 325-342.

Henning, A., Monte Croccia e Monte Torretta. Nuovi dati sui siti d’altura e le loro cinte murarie, in: Cazanove, O., Duplouy, A. (Hrsg.), La Lucanie entre deux mers. Archéologie et patrimoine (Neapel/Rom 2019) 285-296.

Henning, A. Höhensiedlungen und Fortifikationen des 4.-3. Jahrhunderts v. Chr. in Süditalien. Eine Neubewertung der sogenannten lukanischen Siedlungen auf der Grundlage von feldarchäologischen Untersuchungen und vergleichenden Architekturanalysen, unveröffentlichte Habilitationsschrift HU Berlin, 2020.

Schuster, G., Die Wehranlagen der süditalischen Höhensiedlung auf dem Monte Torretta di Pietragalla . Eine archäologische Dokumentation, unveröffentlichte Masterarbeit HU Berlin, 2019.