Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Archäologie

Sudanarchäologische Sammlung & Archiv: Archäologische Objekte

 

Die Sudanarchäologische Sammlung umfasst archäologische Objekte, wie dekorierte Architekturteile, Teile von Tempelinventar, Gefäße, Perlen, Amulette, Werkzeuge, Waffen, Beschläge, und ein Musikinstrument. Diese Objekte wurden aus Stein, Metallen, Ton, Glas und organischen Materialien gefertigt. Aus Sandstein hergestellt sind skulptierte, reliefierte bzw. mit antiken Graffiti versehene Architekturteile, die am Ort nicht mehr in ihren konkreten baulichen Zusammenhang eingepasst werden konnten und somit zu musealen Objekten wurden. Darunter ist ein ‚Dreikopf', eine Architekturplatte mit einer zentralen Widderfigur, die von zwei Löwenfiguren flankiert ist. Zwei fast identische Dreiköpfe wurden am und im Apedemaktempel von Musawwarat gefunden und bekrönten wahrscheinlich einst (nacheinander) die Eingangstür des Tempels (Abb 1). Heute ist dieses besondere Objekt aus der Sudanarchäologischen Sammlung im Neuen Museum ausgestellt. Dreiköpfe sind aus dem alten Sudan bislang nur aus Musawwarat in verschiedenen Ausführungen als Architekturschmuck bekannt. Ein Fragment eines weiteren Dreikopfes aus der Sudanarchäologischen Sammlung zeigt den Kopf einer Göttin mit Hathorkrone. Dieser Dreikopf kann dem nördlichen Eingang in den Zentraltempel der Großen Anlage zugeordnet werden. 

 

Foto: Ursula Hintze

 

Weitere Architekturteile aus Musawwarat umfassen Teile von Uräenfriesen, einer Portalbekrönung mit Sonnenscheibe und falkenköpfigen Uräen, eines Reliefs mit dem Kopfes eines Gottes sowie Blöcke mit antiken Graffiti, die u.a. einen Löwen und ein Krokodil, ein Rind, einen Elefanten, einen Hund und eine geflügelte Sonnescheibe darstellen. Ein weiterer Block trägt eine Anrufung an den Gott Apedemak in meroitischer Kursivschrift. Unter den skulptierten Sandsteinobjekten befinden sich unter anderem die Figur einer geflügelten Göttin (Abb 2), Löwenstatuetten und ein Anch-Zeichen. Zu den Objekten, die eine Rolle im Kultablauf spielten, zählen Opferbecken aus Sandstein und Ton. Sie dienten zur Aufnahme von Flüssigkeitsspenden (Libationen).

 

Foto: Ursula Hintze

 

Weiterhin wurden Reib- und Mahlsteine aus Sandstein, Webgewichte und Fragmente von Steingefäßen gefunden. Auch sehr kleine Objekte wurden aus Sandstein aber auch aus Mergel hergestellt, so einige Spielsteine, Amulette und Perlen. Während der überwiegende Teil der Steinobjekte aus Sandstein gefertigt wurden, sind jedoch auch einige Objekte aus Hartgesteinen vorhanden, wie polierte Steinbeile, ein Steinring, Pfeilspitzen und kugelige Spielsteine. Viele dieser Objekte wurden innerhalb von Tempelgebäuden gefunden und repräsentieren Teile der Tempelausstattung bzw. Opfergaben.

Unter den Metallobjekten dominieren Objekte aus Eisen, von denen einige der Bearbeitung des Sandsteins und somit dem Baugeschehen zugeordnet werden können. Dem ‚Werkzeugkasten‘ zugehörig sind verschiedene Meißel und Nägel. Waffen sind durch Speerspitzen und Pfeilspitzen repräsentiert, letztere stammen aus der nachmeroitischen Zeit und weisen auf die Weiter- bzw. Nachnutzung von Musawwarat es-Sufra. Jüngeren Datums ist auch ein christliches Amulett, welches das Monogramm des Erzengels Michael darstellt. Unter den Eisenobjekten besticht jedoch insbesondere ein seltenes Objekt, das auf die Rolle von Musik und Klang im Kultgeschehen verweist: eine Trompete, die nahe eines Altars in einem kleinen Tempelgebäude gefunden wurde (Abb 3). Weitere Objekte aus Metall sind Beschläge, die aus Bronze oder aus vergoldetem Silberblech gefertigt wurden. Letztere könnten als Gründungsbeigaben im Zuge des Baus des Zentraltempels der Großen Anlage gedient haben. Aus Blei wurde eine dünne Platte mit der Darstellung eines gebundenen Gefangenen hergestellt, die im Löwentempel in Altarnähe gefunden wurde. Eine Ptolemäische Bronzemünze aus dem 3. Jahrhundert v.u.Z. belegt vermutlich die Bauzeit einiger der Anlagen von Musawwarat.

 

Foto: Heike Zappe

 

Eine große Zahl an Objekten aus der Sudanarchäologischen Sammlung ist aus Ton gefertigt. Unter den Keramikgefäßen befinden sich FlaschenBecher und ein Pokal, Teller, Näpfchen, Schalen und Krüge, von denen zumindest einige einst im Kultgeschehen ihre Verwendung gefunden werden haben. Darauf verweist auch ein Fragment eines Opferständers aus gebranntem Ton. Während einige Keramikgefäße gut erhalten sind bzw. geklebt und ggf. ergänzt werden konnten, sind andere Gefäße durch (oft dekorierte) Einzelscherben belegt. Ein Köpfchen eines Löwen aus Keramik könnte Teil einer Statuette oder eines Gefäßes gewesen sein. Der überwiegende Teil der Perlen aus der Sammlung sind aus Kieselkeramik, d.h. Fayence (Abb 4), wenige andere aus Stein und Glas. Neben Perlen aus Glas befinden sich einige Scherben von Glasgefäßen in der Sammlung. Einige gebrannte Ziegel zeugen von jüngeren Bauten in Musawwarat. Dem Baugeschehen zugeordnet werden kann auch ein Lotgewicht aus Ton. Organische Materialien sind selten in der Sammlung vertreten. Dazu gehören Fragmente von Straußeneischale sowie Schneckengehäuse und Muschelschalen.

 

Foto: Heike Zappe

 

Viele der Objekte wurden vor Ort gefertigt. So wurde der Sandstein für die Architekturteile lokal abgebaut und zugerichtet und in einem der Höfe eine Keramikwerkstatt gefunden. Andere Objekte zeugen von Verbindungen in die Mittelmeerwelt. Zu letzteren zählen z.B. eine Strickhenkelamphore und ein Fayencekästchen. Erstere scheint in der Großen Anlage als Bauopfer gedient haben und letztere wurde in einem kleinen Tempel in Altarnähe gefunden.

Zur Sudanarchäologischen Sammlung gehören neben archäologischen Objekten aus Musawwarat auch einige Gipsabgüsse des offiziellen Dekorationsprogramms des Apedemaktempels. Darunter ist ein Abguss eines Reliefs mit Darstellungen von Kriegselefanten und Gefangenen von der äußeren Westwand des Löwentempels und ein Abguss eines Teils der äußeren Südwand des Tempels mit einer Darstellung des Erbauers des Tempels, Königs Arnekhamani, der von Apedemak eine Standarte mit dem Bild des löwenköpfigen Gottes überreicht bekommt.

 

Text: Cornelia Kleinitz